Geschichte der Serviette

Die erste Serviette bestand aus einem Stück Teig, dem „apomagdalie“, wie es die Spartaner nannten. Ein Brauch, bei dem geschnittenes Brot für das Abwischen der Hände gebraucht wurde.
Später, in der römischen Antike wurden dann bereits Servietten aus Stoff („mappae“) in verschiedenen Grössen und Längen hergestellt, welche nebst dem Säubern der Hände und des Mundes auch als Tragmittel von Speisen gedient haben. Die „Mappae“ wurden durch die Gäste mit den übrig gelassenen Köstlichkeiten gefüllt und mit nach Hause genommen. Diese „Überlieferung“ wird heute noch in Restaurants unter dem Namen „doggy bags“ weitergeführt.

Im frühen Mittelalter verschwanden die Servietten von den Tischen. Der Gebrauch von Messer und Gabel zum Essen war noch weitgehend unbekannt, und die fettigen Finger mussten schliesslich irgendwo abgewischt werden. Dazu wurde was auch immer gerade zur Verfügung stand zur Reinigung gebraucht: Handrücken, Kleidung oder gar ein Stück Brot.

Schliesslich dauerte es noch bis zum 15. Jahrhundert, bis die Serviette neu entdeckt wurde. Die neue Sitte schrieb vor, dass man die Serviette entweder über der Schulter oder dem linken Arm zu tragen habe. Der Tisch wurde fortan mit drei Tüchern, ungefähr 120 bis 180cm lang und 150cm breit, bedeckt. Das erste Tuch, genannt „couch“ (vom französischen „couche“ abgeleitet und bedeutet; sich niederlegen) wurde der Länge nach vor dem Platz des Meisters hingelegt. Ein langes Tuch, genannt „surnappe“ (gemeint „auf dem Tuch“), wurde über das „couche“ gelegt. Dies zeigte einen Sitzplatz für einen geehrten Gast an. Das dritte Tuch war eine übliche Serviette, welche von der Tischkante herunter hing. Im späten Mittelalter wurde die Serviette auf die halbe Grösse gekürzt.

Die Serviette wurde von einem Tuch, welches auf den Tisch gelegt wurde, zu einem Stück Stoff, welches dem Diener vom linken Arm hing. Der Oberkellner, der Mann der die Verantwortung über die Feste hat, trug als Symbol von Amt und Rang eine Serviette über seine linke Schulter. Diener in tieferem Rang legten die Serviette der Länge nach über ihren linken Arm.

Ab dem 16. Jahrhundert waren Mundtücher eine übliche Kultiviertheit beim Essen. Ein Tuch, hergestellt in verschiedenen Grössen für verschiedene Anlässe. Ein „diaper“, ein englisches Wort für Serviette (vom griechischen Wort „diaspron“ abgeleitet), war ein weisses Baumwoll- oder Leinentuch, welches mit schmalen, sich wiederholenden Diamantenmuster durchwoben war. Die Serviette war ein grosses Mundtuch, welches am Tisch benutzt wurde. Die „Serviette de collation“ war ein kleineres Mundtuch, welches beim stehenden Essen benutzt wurde.

Durch den französischen Fürstenhof wurden für die Adelsherrschaft ausführliche Benimmregeln eingeführt. Darunter auch, wie und wann eine Serviette benutzt und wie weit sie auf den Beinen entfaltet wird. Ein französischer Artikel von 1729 besagt: „Es ist unfein, die Serviette zum Wischen der Stirn oder zum Schaben der Zähne zu benützen. Und es ist eine äusserst vulgäre Verfehlung, damit die Nase zu wischen.“ Aus einem Protokoll desselben Jahres betreffend Regeln des Anstandes ist zu entnehmen:„Die Person mit dem höchsten Rang in der Gesellschaft soll seine Serviette als erstes entfalten, alle anderen warten, bis dieser es gemacht hat, bevor sie ihre entfalten. Wenn alle Anwesenden gesellschaftlich gleichrangig sind, wird gleichzeitig entfaltet, ohne Umstände (ungezwungen?).“

Im 17. Jahrhundert hatte die Serviette eine Grösse von etwa 85x110 cm. Diese Grösse kam Leuten entgegen, die mit den Fingern assen. Servietten waren hauptsächlich etwa 1/3 der Breite des Tischtuches. Um 1740 herum wurde das Tischtuch mit Farbanpassung an die Serviette hergestellt. Ein Tischgedeck umfasste damals zwölf Servietten, ein grosses Tischtuch und ein Kleines.
Als jedoch im 17. Jahrhundert die Gabel beim Königtum Akzeptanz fand, verlor die Serviette Ihren Gebrauch in der Adelsherrschaft. Die Ordentlichkeit wurde beim Essen hervorgehoben. Die Akzeptanz des Bestecks im 18. Jahrhundert in allen sozialen Schichten reduzierte die Grösse der Serviette auf etwa 75x90cm. Bis Anfangs des 20. Jahrhunderts trug man die Serviette noch um den Hals gebunden oder in den Kragen gesteckt.

Um alle Bewirtungen zu decken, werden heute Servietten in verschiedenen Grössen hergestellt. Für mehrgängige Menüs gross, mittel für einfache Menüs und klein für Cocktails und für den Tee am Nachmittag.


Zweck und Handhabung Heute
Die Servietten sind bis heute wesentlich kleiner geworden und messen noch zirka 50x50cm. Und man benutzt sie anders. Auf einer schön gedeckten Tafel ist eine in ungewöhnliche Formen gefaltete Serviette ein Schmuckstück. Eines, das man gebrauchen kann und sollte.

Mit dem Entfalten seiner Serviette gibt der Gastgeber das Zeichen zum Beginn des Essens. Ist die Hausfrau oder Gattin anwesend, ist dies ihre Aufgabe. Erst dann greifen die anderen zu ihrem Mundtuch und entfalten es ebenfalls. Die Serviette wird auf den Schoss gelegt, einmal gefaltet und zwar so, dass der Mund problemlos mit der Innenseite abgetupft werden kann. Die Serviette ist zum Abwischen der Lippen kurz vor dem Trinken und um Speise- und Fettränder am Glas zu vermeiden gedacht. Der Gastgeber ist auch derjenige (bei einem Essen im privaten Kreise die Dame des Hauses), der die Tafel aufhebt und das Essen offiziell beendet. Er macht dies, indem er seine Serviette entgegen ihrem Originalkniff faltet und rechts (in den USA links) neben dem Teller ablegt. Erst dann tun dies auch die übrigen Gäste.